Innovationsbeiträge

Der Weg vom Input zum Output

Wie hoch sind die tatsächlichen Beiträge der Hochschulen bei der Entwicklung von Innovationen? Allein die Höhe der entsprechenden finanziellen Aufwendungen sagt darüber noch nicht unbedingt etwas aus. Zum einen sind die eingesetzten Ressourcen nicht immer eindeutig zuzuordnen. Neben innovationsorientierter Forschung oder Validierung sind zum Beispiel auch Grundlagenforschung und Qualifizierung innovationsrelevant. Zum anderen sind Innovationen nicht planbar. Das heißt, mehr Input bedeutet nicht automatisch mehr Innovationsoutput.

Die Messung des Innovationsoutputs ist nur eingeschränkt möglich. Der Beitrag der Wissenschaft zu konkreten Innovationen, zum Beispiel zur Markteinführung eines neuen Produkts, kann in Fallstudien untersucht werden. In der Gesamtschau ist der Beitrag von Wissenschaft jedoch schwer zu quantifizieren. Allerdings geben einzelne Indikatoren wie Patente aus Hochschulen, Forschungsanteile oder Ko-Publikationen mit Unternehmen Hinweise darauf, wie wirkungsvoll Hochschulen im Innovationssystem agieren. Entsprechende Indikatoren für Innovationsbeiträge der Hochschulen werden im folgenden Kapitel des Länderchecks untersucht.

 

Anteil der Hochschulen an Forschungsaufwendungen

Im bundesweiten Durchschnitt tragen Unternehmen den größten Anteil zu den gesamten Forschungsaufwendungen bei. Rund zwei Drittel aller Investitionen werden von der Wirtschaft getätigt. So betrugen die Aufwendungen im Jahr 2016 rund 2 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP). Der staatliche Anteil teilt sich dann auf Hochschulen und weitere Wissenschaftseinrichtungen auf, zum Beispiel die großen außeruniversitären Forschungseinrichtungen. Der Anteil der Hochschulen (0,53) liegt insgesamt etwas über dem Anteil der weiteren Forschungseinrichtungen (0,4). Doch im Bundesländervergleich gibt es große Unterschiede. In Berlin ist der Anteil der Forschung, die von Hochschulen ausgeht, mit 0,93 Prozent mit Abstand am größten. Es folgen Bremen und vier ostdeutsche Bundesländer.

Das ostdeutsche Brandenburg (0,36) hat allerdings nach Schleswig-Holstein (0,39) den geringsten Anteil. Damit sind diese beiden Länder eher die Ausnahme von der Regel. Denn insgesamt lässt sich beobachten, dass in wirtschaftsstarken Bundesländern der Anteil der Hochschulforschung gemessen am BIP unterdurchschnittlich ist. Das bedeutet nicht, dass diese Länder nicht in Hochschulen investieren. Pro Einwohner geben sie mehr als andere Länder für Hochschulforschung aus. Dennoch ist die relative Bedeutung der Hochschulforschung für das regionale Innovationssystem in eher strukturschwachen Bundesländern tendenziell höher.

Unternehmen investieren 1,4 Milliarden Euro in Hochschulforschung

Hochschulen sind für die Wirtschaft der wichtigste Partner in der Forschung. Unternehmen unterstützen grundlagenorientierte Forschung, die einen Beitrag dazu leisten kann, zukünftige Innovationsfelder zu entwickeln. Die Wirtschaft finanziert gesellschaftliche Begleitforschung zum Beispiel zu ethischen Fragen. Und sie finanziert anwendungsbezogene Forschung, die unmittelbar innovationsrelevant ist. Insgesamt investieren Unternehmen pro Jahr rund 1,4 Milliarden Euro in die Hochschulforschung.

Aus der Zusammenarbeit erwachsen den Hochschulen auch zusätzliche finanzielle Spielräume. Im bundesweiten Durchschnitt hat jeder Wissenschaftler im Jahr 2016 rund 3.800 Euro an unternehmensfinanzierten Drittmitteln eingeworben. Doch der Großteil der Drittmittel – insgesamt mehr als 6 Milliarden Euro – stammt aus staatlich geförderten Programmen wie etwa von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG).

Mit einer hohen Summe an privaten Drittmitteln können sich Bremen, Bayern und Niedersachsen hervortun. Die Schlusslichter Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern werben hingegen nicht einmal die Hälfte der Summe je Wissenschaftler ein. Es fällt auf, dass bei diesem Indikator kein ostdeutsches Bundesland überdurchschnittlich abschneidet. Grund dafür sind teilweise fehlende Unternehmensnetzwerke und eine immer noch geringere Wirtschaftskraft.

Innovationen der Zukunft durch neue Unternehmen

Gründungen durch Studierende und Forschende sind ein Weg, um Innovationen in Form von Ideen, Technologien und Wissen aus der Hochschule in die Gesellschaft zu tragen.

Der Gründungsradar ermittelt als regelmäßige Befragung der Hochschulen, wie weit sich diese Gründungskultur und -förderung bereits entwickelt haben. Neben einigen externen Daten besteht die Studie hauptsächlich aus den Antworten der Hochschulen auf Fragen zur Gründungskultur. Dabei wurde auch gefragt, wie viele Gründungen im Jahr 2017 aus den Hochschulen erfolgt sind. Alle teilnehmenden Hochschulen zusammen kamen dabei auf 1.776 Gründungen. Im Zeitverlauf lässt sich eine positive Entwicklung ausmachen: Die Summe an Gründungen aus den Hochschulen, die bereits am Gründungsradar des Jahres 2012 teilgenommen haben, ist seitdem von 837 auf 1.173 angewachsen.
Website zum Gründungsradar

Betrachtet man – bezogen auf die teilnehmenden Hochschulen – die Gründungen je 1.000 Studierende, schneiden Brandenburg mit einem Wert von 2,2 und Sachsen-Anhalt mit 1,8 am besten ab. Abgeschlagen ist hier Hamburg mit einem Wert von 0,3. Zu beachten ist jedoch: Nicht alle Hochschulen haben bei der Befragung mitgemacht und zum Teil unterscheidet sich die Abdeckung zwischen den Bundesländer deutlich. Die Bundeslandergebnisse sind daher eher als Indiz für die tatsächlichen Gründungsaktivitäten von Hochschulen anzusehen. Deshalb fließen die Zahlen auch nicht in die Wertung des Länderchecks mit ein.

Brandenburg und Sachsen-Anhalt bei Gründungen vorne (Grafik)

Viele Publikationen mit Unternehmen in Baden-Württemberg

Wenn Unternehmen und Hochschulen gemeinsam forschen, entstehen auch gemeinsame Forschungsergebnisse. Die wissenschaftliche Verwertung erfolgt dann unter anderem in Publikationen, die teilweise auch von Vertretern beider Partner geschrieben werden. Insgesamt ist der Anteil solcher Ko-Publikationen von Wissenschaftlern aus Hochschulen und Industrie eher gering. Weniger als fünf Prozent aller Veröffentlichungen in der Scopus-Datenbank von Elsevier, die einen Großteil der wichtigen Fachzeitschriften aller Disziplinen erfasst, stammen aus solchen Ko-Autorenschaften.

Der Anteil der Ko-Publikationen ist tendenziell in Bundesländern höher, die über eine starke Industrie verfügen und in denen die Wirtschaft die Hochschulen mit entsprechenden Drittmitteln finanziert. Dazu zählen Baden-Württemberg, Bayern und Hessen, die alle Teil der Spitzengruppe im Academic-Corporate Collaboration-Index von Elsevier sind. Überraschend ist dagegen der hohe Anteil von Ko-Publikationen in Mecklenburg-Vorpommern und dem Saarland. In der Schlussgruppe befinden sich die drei Stadtstaaten, Brandenburg sowie Thüringen.

Um die Wirkung und Verbreitung der Ko-Publikationen zu messen, bietet Elsevier zusätzlich den Indikator "Academic-Corporate Collaboration Impact" an. Dieser misst, wie oft eine Publikation mit Unternehmenskooperation im Vergleich zu einer Veröffentlichung ohne eine solche Zusammenarbeit zitiert wird. Die größte Verbreitung der Ergebnisse erreichen demnach Ko-Publikationen aus Schleswig-Holstein. Die rein zahlenmäßig führenden Länder Bayern, Mecklenburg-Vorpommern und das Saarland schneiden hier dagegen schlechter ab.

Sachsen bei Patenten weit voraus

Patentanmeldungen von Hochschulen zeigen, wie viele technische Neuerungen im Zusammenhang mit Forschungsaktivitäten entstehen. Sie sind deshalb ein häufig verwendeter Indikator für Wissenstransfer und Innovationsorientierung.

Ein Bundesland sticht hier besonders hervor: In Sachsen wurden zwischen 2013 und 2017 647 Patente von Hochschulen angemeldet. Damit stammt fast jedes fünfte Hochschulpatent aus dem Freistaat im Südosten Deutschlands. Auch im Verhältnis zum wissenschaftlichen Personal bleibt Sachsen vorne. Im betrachteten Zeitraum fallen auf 1.000 Wissenschaftler rund 32 Patente. Mit Mecklenburg-Vorpommern, Thüringen und Sachsen-Anhalt sind auch die anderen ostdeutschen Bundesländer bei Patentanmeldungen in der Spitzengruppe. Nur Brandenburg liegt hier im Mittelfeld. Schlusslicht mit 2,7 Patenten pro 1.000 Wissenschaftler ist Rheinland-Pfalz.

Patente aus Hochschulen (Grafik)

Zwischenfazit: Sachsen führend bei Innovationsbeiträgen

Fünf Indikatoren messen den Innovationsbeitrag der Hochschulen in den einzelnen Bundesländern. In der Gesamtschau ist Sachsen Spitzenreiter und bestätigt damit die guten Erfolge bei innovationsorientierten Fördermittelwettbewerben. Ebenfalls zur erweiterten Spitzengruppe zählen Hessen, Niedersachsen und Sachsen-Anhalt. Die Hochschulen in Rheinland-Pfalz und Brandenburg sind die Schlusslichter bei der Bewertung ihres Innovationsbeitrags.

Die hier vorgenommene Betrachtung beruht allerdings nur auf wenigen messbaren Indikatoren. Sie kann deshalb die Innovationsleistung der Hochschulen nur andeuten, nicht jedoch vollständig darstellen.

Innovationsbeiträge (Grafik)