Innovationsmotor Hochschule

Wie Hochschulen Innovationen befördern

Innovation ist der Motor für wirtschaftliche Wertschöpfung und gesellschaftlichen Fortschritt in Industrieländern wie Deutschland. Unternehmen entwickeln neue Produkte, Dienstleistungen oder Geschäftsmodelle, um den Unternehmenserfolg und die eigene Wettbewerbsfähigkeit zu steigern. Soziale Innovationen entstehen, die positiv zum Zusammenleben und zur Lebensqualität beitragen. Die Innovationen selbst entstehen dabei meist in der Wirtschaft, die auch den größten Anteil des Forschungs- und Entwicklungsaufwands trägt. Doch viele Innovationen haben ihren Ursprung in der Wissenschaft. Sie basieren auf Entdeckungen aus der öffentlichen Forschung oder entspringen ganz unmittelbar Forschungskooperationen zwischen Unternehmen und Wissenschaftseinrichtungen.

Die Wissenschaft und speziell Hochschulen sind deshalb ein wichtiger Innovationsfaktor. Jeder sechste Euro, der in Deutschland für Forschung und Entwicklung aufgewendet wird, stammt aus den Hochschulen. Über Wissenstransfer und andere Kanäle erwirtschaften sie mehr als sieben Prozent der gesamten Wertschöpfung des Landes. Als Innovationsmotor können sie die Entwicklung strukturschwacher Regionen befördern. Für die Bundesländer sind Hochschulen deshalb ein zentrales Element der Innovationspolitik. Sie können hier ihre besonderen Handlungsspielräume im föderal strukturierten Wissenschaftssystem nutzen und die Innovationsorientierung der Hochschulen weiter stärken.

 

Der Ländercheck misst Innovationsorientierung, aber nicht Innovationen

Die Aufgaben der Hochschulen im Innovationssystem sind vielfältig. Sie bilden Fachkräfte aus, sie schaffen neue Wissensgrundlagen in der Forschung und sie transferieren neue Technologien und Erkenntnisse für die Anwendung in Wirtschaft und Gesellschaft. Gleichzeitig unterscheiden sich die Hochschulen in ihren Innovationsbeiträgen. Fächerverteilung sowie Grad und Art der Forschungsorientierung – Anwendung oder Grundlagen – spielen hier eine Rolle. Aber auch die Prioritäten, die eine Hochschule selbst setzt, können die Innovationsorientierung stärken: Gibt es ein Unternehmensnetzwerk, das gepflegt wird? Werden Anreize wie Preise und Freiräume für den Transfer geschaffen? Werden Forschende bei der Validierung und Umsetzung ihrer Ideen beraten und unterstützt? Werden Forschungskooperationen gewürdigt?

Die Innovationsorientierung von Hochschulen ist oft kulturell begründet und daher nur schwer zu messen. Der Ländercheck nutzt deshalb Indikatoren, die den Input und den Output von Innovationsaktivitäten bewerten. Nicht berücksichtigt werden dabei Grundlagenforschung und Qualifizierung. Selbst wenn diese Bereiche ohne Frage eine wesentliche Funktion auch im Innovationssystem haben, konzentriert sich die Analyse auf die unmittelbar auf Innovation wirkenden Aktivitäten der Hochschulen.

Insgesamt werden zwölf Indikatoren betrachtet. Diese werden in zwei Bausteinen zusammengefasst. Der erste Baustein erfasst die Höhe an Fördermitteln für innovationsrelevante Aktivitäten der Hochschulen. Der zweite Baustein analysiert konkrete Innovationsbeiträge, durch die Hochschulen wissenschaftliche Ergebnisse für die wirtschaftliche und gesellschaftliche Verwertung bereitstellen.

Drittmittel sind eine zentrale Finanzierungsquelle für innovationsrelevante Aktivitäten der Hochschulen. Je mehr Fördermittel eine Hochschule einwirbt, desto mehr Ressourcen stehen für eigene Innovationsbeiträge zur Verfügung. Gleichzeitig sind Fördermittel auch ein Qualitätskriterium. Denn die Vergabe der Fördermittel erfolgt in der Regel im Wettbewerb. Das heißt, Hochschulen müssen nachweisen, auf welchen Strategien und Instrumenten ihre innovationsorientierten Aktivitäten beruhen. Eine Förderung ist damit ein Signal für eine gute organisatorische und kulturelle Basis für eine entsprechende Innovationsorientierung. Der Ländercheck misst deshalb den Erfolg bei den relevanten Förderwettbewerben in den bundesländerübergreifenden Programmen der EU und des Bundes.

Die konkreten Innovationsbeiträge werden durch Kennzahlen für den Wissenstransfer abgebildet. Hierzu zählen Indikatoren für Patente und Forschungskooperationen. Gründungen aus Hochschulen werden ebenfalls analysiert. Die Indikatoren des Länderchecks geben insgesamt eine gute Übersicht darüber, wie sehr Hochschulen im Bundesländervergleich Innovation als wichtigen Teil ihres Aufgabenspektrums wahrnehmen. Allerdings hat die Interpretation der Ergebnisse auch Grenzen.

Der Ländercheck gibt keine Antwort auf die Frage, wie groß der Innovationsoutput tatsächlich ist und wie viele Innovationen direkt mit Hochschulaktivitäten in Verbindung stehen. Denn Innovation ist nicht planbar. Die richtige Kultur und hoher Ressourceneinsatz an Hochschulen sind kein Garant für Innovation, also neue Produkte, Dienstleistungen oder Geschäftsmodelle, die sich auf dem Markt durchsetzen oder zu neuen Formen des gesellschaftlichen Zusammenlebens führen. Doch sie erhöhen die Wahrscheinlichkeit, dass Forschung und Wissenschaft ein relevanter Faktor bei zukünftigen Innovationen sind.