Die Ergebnisse des Länderchecks Innovationsmotor Hochschule
Der Ländercheck hat anhand von zwölf Indikatoren die Stärken und Schwächen der einzelnen Bundesländer in der Innovationsorientierung der Hochschulen dargestellt. Gemessen wurde zum einen der Erfolg in Förderwettbewerben für innovationsorientierte Aktivitäten und damit indirekt die strategische Ausrichtung und Profilbildung von Hochschulen. Zum anderen wurden konkrete Innovationsbeiträge wie Patente und Ko-Publikationen ausgewertet. Beide Indikatoren ergänzen sich, da Fördererfolge noch keine Innovationserfolge bedeuten, aber konkrete Innovationsbeiträge nicht umfassend erfasst werden können.
In der Gesamtschau zeigt sich: In Sachsen sind die Hochschulen auf allen Feldern der Innovationsorientierung überdurchschnittlich gut aufgestellt. In den übrigen Ländern wechseln sich Licht und Schatten ab. Einige, insbesondere ostdeutsche Bundesländer schneiden bei Innovationsförderprogrammen gut ab. Das zeigt, dass sich Hochschulen dort um Transfer und Anwendungsnähe bemühen. Doch es gelingt nicht überdurchschnittlich gut, konkreten Innovationsoutput zu erzeugen. Klar ist, dass mit Förderprogrammen umgesetzte Maßnahmen häufig erst langfristig wirken. Doch eine tiefer gehende Überprüfung der Effekte der Innovationsförderung an Hochschulen insgesamt scheint angesichts dieser ersten Ergebnisse angebracht.
Sachsen führt eindeutig in der Gesamtbewertung des Länderchecks Innovationsmotor Hochschule. In keinem der untersuchten Indikatoren liegt der Freistaat in der Schlussgruppe, dafür sieben Mal in der Spitzengruppe. Er steht deshalb bei Erfolgen im Förderwettbewerb, bei Innovationsbeiträgen sowie in der Gesamtbewertung ganz oben. Dahinter kommen Niedersachsen mit einem guten Ergebnis bei den Innovationsbeiträgen und Thüringen, das vor allem bei den eingeworbenen Fördermitteln überzeugt. Sachsen-Anhalt hat den Sprung in die Spitzengruppe nur knapp verfehlt.
Ein starkes wirtschaftliches Umfeld ist dabei kein Garant für eine hohe Innovationsorientierung der Hochschulen. So liegen Baden-Württemberg, Bayern und Hessen nur im Mittelfeld des Länderchecks, da sie weder bei Förderwettbewerben noch bei Innovationsbeiträgen herausstechen. In der Schlussgruppe befinden sich Rheinland-Pfalz, Schleswig-Holstein, Hamburg und Brandenburg. Die ersten drei haben vor allen beim Einwerben von Fördermitteln noch Nachholbedarf. Die Hochschulen in Brandenburg zeigen hingegen wenig eigene Innovationsbeiträge durch Forschungs- und Transferoutput.
Da der tatsächliche Innovationsfaktor der Hochschulen über die hier untersuchten Kanäle hinausgeht, kann der Ländercheck keine abschließende Beurteilung der jeweiligen Beiträge zum Innovationssystem geben. Die Bewertungen der einzelnen Länder geben dennoch Hinweise darauf, wo Politik und Wirtschaft gemeinsam mit den Hochschulen weiteres Innovationspotenzial heben können.
Baden-Württemberg
Gesamtbewertung: Mittelgruppe.
In Baden-Württemberg wird viel Forschung betrieben, die Innovation in Deutschland vorantreibt. Doch eine überdurchschnittliche Innovationsorientierung der Hochschulen, die sich durch Erfolge in Förderwettbewerben und eigene Innovationsbeiträge zeigt, ist nicht erkennbar.
Bayern
Gesamtbewertung: Mittelgruppe.
Bayern tut sich bei der Einwerbung privater Drittmittel und Ko-Publikationen hervor. In den Innovationsförderwettbewerben ist der Freistaat jedoch nur durchschnittlich erfolgreich. Insbesondere die Förderung aus dem ZIM-Programm hat in Bayern weniger Gewicht als in den meisten anderen Ländern.
Berlin
Gesamtbewertung: Mittelgruppe.
In keinem anderen Bundesland ist der Anteil der FuE-Ausgaben am BIP so hoch wie in Berlin. Auch durch die Gründungsförderung kann die Hauptstadt mit ihren vielen Start-up-Unternehmen punkten. Bei Programmen, die sich verstärkt an Fachhochschulen wenden, schneidet Berlin jedoch eher schwach ab.
Brandenburg
Gesamtbewertung: obere Schlussgruppe.
Hochschulen in Brandenburg erzielen viele Fördererfolge, zum Beispiel bei EXIST. Bei konkreten Innovationsbeiträgen ist Brandenburg aber das klare Schlusslicht. Kaum Ko-Publikationen und private Drittmittel sowie die geringsten FuE-Ausgaben an Hochschulen sind am Ende ausschlaggebend für die Gesamtbewertung.
Bremen
Gesamtbewertung: Mittelgruppe.
Pro Wissenschaftler werben Hochschulen in Bremen die meisten privaten Drittmittel ein. Auch beim Anteil der Hochschulen an allen Aufwendungen für Forschung und Entwicklung ist die freie Hansestadt führend. Doch bei Förderprogrammen zur Innovationsorientierung ist Bremen weniger erfolgreich, zum Beispiel bei VIP und Innovative Hochschule.
Hamburg
Gesamtbewertung: untere Schlussgruppe.
Hamburger Hochschulen werben nur unterdurchschnittlich viele Fördermittel für ihre innovationsorientierten Aktivitäten ein. Auch bei Ko-Publikationen ist die Hansestadt in der Schlussgruppe zu finden. Dort ist sie auch in der Gesamtwertung, da sie lediglich bei privaten Drittmitteln starke Ergebnisse erzielt.
Hessen
Gesamtbewertung: Mittelgruppe.
Bei Ko-Publikationen und anderen Innovationsbeiträgen bringen die Hochschulen in Hessen gute Ergebnisse. Aber in keinem der sieben untersuchten Förderprogramme schneiden sie überdurchschnittlich ab. Deshalb bleibt nur ein Platz im Mittelfeld.
Mecklenburg-Vorpommern
Gesamtbewertung: Mittelgruppe.
Bei Kooperationen mit regionalen Unternehmen hat Mecklenburg-Vorpommern erhebliches Verbesserungspotenzial. Sowohl bei ZIM, IGF als auch bei den privaten Drittmitteln wird hier nur ein unterdurchschnittliches Ergebnis erreicht. Durch viele Patente, Ko-Publikationen und starke Fachhochschulen reicht es dennoch für einen Platz in der Mitte des Feldes.
Niedersachsen
Gesamtbewertung: untere Spitzengruppe.
Hochschulen in Niedersachsen sind unterschiedlich erfolgreich bei innovationsorientierten Förderprogrammen. Sie sind stark bei privaten Drittmitteln, IGF-Kooperationen und im EU-Programm Horizon 2020. Doch die Mittel für Forschung an Fachhochschulen und bei Innovative Hochschule sind eher gering. Da die Erfolge leicht überwiegen, erreicht das Land noch einen vorderen Platz im Ranking.
Nordrhein-Westfalen
Gesamtbewertung: Mittelgruppe.
Nordrhein-Westfalen erreicht ein durchschnittliches Ergebnis. Bei den Indikatoren gibt es keine großen Ausreißer nach unten oder oben. Die vielfältige Hochschullandschaft im einwohnerstärksten Bundesland gleicht Unterschiede aus, sodass die Innovationsorientierung Merkmal einzelner Hochschulen, aber nicht des Standorts ist.
Rheinland-Pfalz
Gesamtbewertung: untere Schlussgruppe.
Rheinland-Pfalz erreicht ein schwaches Ergebnis in der Gesamtbewertung des Länderchecks. Nur ein Indikator, der Publikations-Impact, liegt klar über dem Durchschnitt. Bei anderen Innovationsbeiträgen – Patente und Gründungsförderung – ist Rheinland-Pfalz das Schlusslicht. Auch bei einem Großteil der Förderprogramme reicht es nur für eine Platzierung auf den hinteren Plätzen.
Saarland
Gesamtbewertung: Mittelgruppe.
Im Saarland zeichnet sich kein klares Bild ab. Bei Forschung an Fachhochschulen und der Gründungsförderung sind die Landeshochschulen erfolgreich, bei ZIM und IGF aber eher nicht. Die konkreten Innovationsbeiträge etwa durch Patente und Publikationen sind insgesamt durchschnittlich.
Sachsen
Gesamtbewertung: obere Spitzengruppe.
Sachsen führt klar die Rankingliste des Länderchecks. In den unterschiedlichen Förderprogrammen werden durchweg hohe Summen eingeworben. Auch bei den von Hochschulen angemeldeten Patenten liegt das Land klar vorne. Innovationsorientierung scheint das Profilmerkmal der sächsischen Hochschullandschaft zu sein.
Sachsen-Anhalt
Gesamtbewertung: Mittelgruppe.
Im Programm Innovative Hochschule liegt Sachsen-Anhalt ganz vorne. Auch im Rahmen von ZIM scheint die Kooperation mit dem Mittelstand zu funktionieren. Zu einem Platz in der Spitzengruppe fehlen jedoch Erfolge bei Innovationsförderwettbewerben. In diesem Baustein schneidet das Land nur durchschnittlich ab.
Schleswig-Holstein
Gesamtbewertung: untere Schlussgruppe.
Kein anderes Bundesland hat so große Schwierigkeiten, Fördermittel mit Innovationsbezug einzuwerben wie die Norddeutschen. Insbesondere bei Kooperationen mit dem Mittelstand gibt es wenige Fördererfolge. Einziger Lichtblick: Beim Publikations-Impact liegt Schleswig-Holstein vorne.
Thüringen
Gesamtbewertung: untere Spitzengruppe.
Bei Patenten, dem Validierungsprogramm VIP/VIP+, ZIM und dem Publikations-Impact liegt der Freistaat in der Spitzengruppe. Wie bei allen ostdeutschen Bundesländern gibt es aber noch Nachholbedarf bei der Gewinnung privater Drittmittel.