Erfolge bei Innovations-Förderprogrammen

Innovationsförderung an Hochschulen

Die Politik auf nationaler und europäischer Ebene unterstützt Innovation durch Hochschulen mit einem breiten Spektrum an Förderprogrammen. In den sieben Programmlinien, die der Ländercheck analysiert, flossen in den betrachteten Förderzeiträumen ab dem Jahr 2013 insgesamt mehr als 2,3 Milliarden Euro an die Hochschulen in Deutschland. Zum Vergleich: In der dritten Runde der Exzellenzinitiative wurden ab dem Jahr 2012 insgesamt 2,7 Milliarden Euro ausgeschüttet. In Summe erhalten Hochschulen damit für ihre innovationsorientierten Aktivitäten fast so viele Mittel wie für Forschungsexzellenz im Programm der Exzellenzinitiative. Die öffentliche Sichtbarkeit ist aber deutlich geringer.

Eine eindeutige Abgrenzung zwischen Forschungs- und Innovationsorientierung von Förderaktivitäten ist jedoch nicht möglich. So kann ein von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördertes Projekt in der Grundlagenforschung durchaus in ein marktfähiges Produkt münden. Die für die Auswertung ausgewählten Programme adressieren jedoch alle Anwendungsorientierung oder Verwertung von wissenschaftlichen Erkenntnissen und sind damit unmittelbar relevant für die Förderung von Innovation an Hochschulen. Der Ländercheck zeigt, wie die Bundesländer im Wettbewerb um Innovationsförderung abschneiden. Berücksichtigt werden dabei Bundes- und EU-Förderungen, die Hochschulen in allen Bundesländern gleichermaßen offenstehen.

 

Ein Strauß an Förderprogrammen

Die Förderprogramme für Innovation durch Hochschulen unterscheiden sich nicht nur inhaltlich, sondern auch in ihrem Finanzvolumen. Gemessen an den Fördermitteln steht die Unterstützung der Innovationskraft des Mittelstandes durch Forschungskooperationen mit Hochschulen weit oben auf der Prioritätenliste. Fast die Hälfte der Fördermittel (44 Prozent) stammt aus den Programmen Zentrales Innovationsprogramm Mittelstand (ZIM) und Industrielle Gemeinschaftsforschung (IGF). Die EU spielt bei der Förderung von innovationsorientierter Forschung an Hochschulen noch eine eher geringe Rolle. Nur acht Prozent der Fördermittel entspringen den
innovationsrelevanten Maßnahmen der europäischen Förderinitiative Horizon 2020.

Innovationsförderung an Hochschulen (Grafik)

Innovationsförderung im europäischen Kontext

Die Europäische Union fördert Forschung und Innovation insbesondere durch das Programm Horizon 2020. Es ist mit 77 Milliarden Euro Gesamtvolumen das größte seiner Art weltweit. Um zu untersuchen, wie viele Fördermittel für Innovationsaktivitäten deutsche Hochschulen aus diesem Programm einwerben, betrachtet der Ländercheck nur die zweite Säule von Horizon 2020 ("Führende Rolle der Industrie").

Anders als in den beiden anderen Säulen („Wissenschaftsexzellenz“ und „Gesellschaftliche Herausforderungen“) steht hier nicht die Grundlagen-, sondern die Anwendungs- und Transferorientierung im Vordergrund. Hochschulen aus gleich drei Bundesländern konnten im Betrachtungszeitraum keine Mittel aus diesem Fördertopf einwerben: Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein. Besser gelingt das in Bremen und Berlin. Für Bremer Wissenschaftler ist Horizon 2020 sogar die zweitwichtigste Förderquelle – nach dem Zentralen Innovationsprogramm Mittelstand – für Innovationsaktivitäten an Hochschulen.

Summe der Fördergelder von Horizon 2020

Förderung für Fachhochschulen wächst

Fachhochschulen kommt eine besondere Bedeutung in der anwendungsorientierten Forschung zu. Der Bund berücksichtigt dies mit einer speziell auf diesen Hochschultyp zugeschnittenen Förderlinie. Seit mehr als 25 Jahren fördert er diese mit dem Programm Forschung an Fachhochschulen. Das Fördervolumen stieg in den vergangenen Jahren stetig. Doch insgesamt ist die Fördersumme im Vergleich zu anderen Fördermöglichkeiten noch immer sehr gering. Die Förderung der Forschung an Fachhochschulen hat sich dabei von der Unterstützung kleinerer Projekte zur Förderung von strategischen Innovationspartnerschaften entwickelt (FH Impuls).

Regional zeigen sich große Unterschiede bei der Mitteleinwerbung, die nicht allein auf die unterschiedliche Bedeutung der Fachhochschulen in den einzelnen Bundesländern zurückzuführen sind. Die größten Fördererfolge feiert das Saarland. Auch Mecklenburg-Vorpommern und Baden-Württemberg schneiden gut ab. Abgeschlagen sind dagegen die Hochschulen der Hauptstadt.

Entwicklung der Fördersummen von Forschung an Fachhochschulen (Grafik)

Innovative Hochschule als kleine Exzellenzinitiative

Innovative Hochschule ist das zentrale Förderprogramm des Bundes mit dem Ziel, Wissen in Wirtschaft und Gesellschaft zu transferieren. Im Mittelpunkt stehen Fachhochschulen sowie kleine und mittlere Universitäten und deren Verankerung im regionalen Innovationssystem. Insgesamt wurden 29 Vorhaben ausgewählt, an denen 48 Hochschulen beteiligt sind.

Die mit Abstand meisten geförderten Projekte finden sich in Bayern. Andere, ebenfalls große Bundesländer liegen zahlenmäßig weit dahinter. In Fördersumme je Wissenschaftler gerechnet ändert sich jedoch das Bild. Führend bei diesem Indikator sind dann Sachsen-Anhalt und Brandenburg mit 2.500 beziehungsweise 2.300 Euro pro Kopf.

Die am Programm "Innovative Hochschule" beteiligten Hochschulen (Grafik)

Innovation mit dem Mittelstand: Sachsen vorne

Der Mittelstand hat eine enorme Bedeutung für die Innovationskraft in Deutschland. Der traditionell große Anteil an kleinen und mittelständischen Unternehmen in Deutschland sorgt dafür, dass ein großer Teil der wirtschaftlichen Wertschöpfung von solchen Firmen geschaffen wird. Doch die Innovationsaktivitäten kleinererund mittlerer Unternehmen (KMU) sind rückläufig. Ein Weg, diese wieder zu steigern, ist die Kooperation mit Hochschulen. Viele Hochschulen, insbesondere Fachhochschulen, sind ebenso wie KMU regional stark verankert und damit ein bevorzugter Partner von KMU. Der Bund unterstützt deshalb gemeinsame Forschungsvorhaben mit Unternehmen unter anderem mit dem Zentralen Innovationsprogramm Mittelstand (ZIM).

Sachsen ist bei diesem Indikator der absolute Spitzenreiter: Mehr als 6.700 Euro pro Wissenschaftler konnten aus dem ZIM-Programm eingeworben werden. Beim zweitplatzierten Brandenburg sind es mit 4.800 Euro schon deutlich weniger. Mit Sachsen-Anhalt und Thüringen folgen zwei weitere östliche Bundesländer, die hier insgesamt sehr gut abschneiden. Das Saarland ist das Bundesland mit dem geringsten ZIM-Mittel-Aufkommen. Hier werben die Hochschulen nur 700 Euro pro Wissenschaftler ein.

ZIM: Der Osten kooperiert mit dem Mittelstand (Grafik)
ZIM: Der Osten kooperiert mit dem Mittelstand (Grafik)

Hochschulen als Teil der Industriellen Gemeinschaftsforschung

Die Industrielle Gemeinschaftsforschung (IGF) hat wie das ZIM-Programm das Ziel, mittelständische Unternehmen zu fördern und dabei insbesondere deren Wettbewerbsfähigkeit weiter zu stärken. Die Verbindung zwischen grundlagenund anwendungsorientierter Forschung spielt hier eine besondere Rolle. Mit dem Programm IGF fördert das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) vorwettbewerbliche Forschungsvorhaben von Forschungsvereinigungen, die unter dem Dach der AiF Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungsvereinigungen "Otto von Guericke" e.V. zusammengeschlossen sind.

Auch bei diesem Indikator liegt Sachsen ganz vorne: Mit 2.632 Euro pro Wissenschaftler im Untersuchungszeitraum besteht wieder ein großer Abstand zu den nächstplatzierten Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen. Die Hochschulen in diesen beiden Bundesländern haben 1.433 Euro beziehungsweise 1.278 Euro je Wissenschaftler eingeworben. Abgeschlagen ist hier Schleswig-Holstein. Die eingeworbenen Projekte betragen nur 22 Euro pro Kopf.

IGF: Große Unterschiede bei Fördermitteln für Hochschulen (Grafik)

Berlin bei Gründungsförderung und Validierung stark

Die bisher untersuchten Indikatoren messen die Fördererfolge der Hochschulen bei Programmen, die die Zusammenarbeit mit Wirtschaft und Gesellschaft in den Blick nehmen. Dieser Kanal des Wissenstransfers legt direkt Innovationspotenziale bei den Kooperationspartnern offen. Hochschulen können aber auch durch Validierung und Gründungsförderung langfristig zu Innovation beitragen. Auch für diese beiden Transfermechanismen gibt es Förderprogramme des Bundes.

Hinter der Validierung steht das Ziel, die Entwicklungslücke zwischen Grundlagenforschung und der Entwicklung eines Produktes oder einer Dienstleistung zu schließen. Wissenschaftler sollen also prüfen können, welches Innovationspotenzial in ihren Forschungsprojekten steckt. Für den Bundesländervergleich untersucht der Ländercheck das Förderprogramm VIP+ gemeinsam mit dem Pilotprojekt VIP, das im Jahr 2017 ausgelaufen ist. Die Förderung von Gründungsaktivitäten erfolgt über das Programm EXIST, ein Förderprogramm des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi). Dazu zählen Programme für Gründerhochschulen, Gründer und Ausgründungen, die eine besondere Entwicklungsarbeit erfordern (Forschungstransfer).

Berlin, das für seine Start-up-Szene bekannt ist, konnte viele Fördermittel für akademische Gründungen gewinnen. Die Hauptstadt ist aber auch im Förderwettbewerb für Validierungsprojekte sehr erfolgreich. Bei der Gründungsförderung zählt auch Brandenburg zu den Gewinnern, bei der Validierung noch das Saarland und Thüringen.

 

Zwischenfazit: Östliche Bundesländer stark bei Innovationsförderwettbewerben

Sieben Indikatoren messen die Erfolge der Hochschulen bei der Einwerbung von Fördermitteln für ihre innovationsorientierten Aktivitäten. Besonders innovationsorientiert sind demnach die sächsischen Hochschulen. Sie sind in fast allen Förderprogrammen überdurchschnittlich erfolgreich. In der Gesamtschau erreicht neben Sachsen auch Brandenburg sehr gute Werte. Es folgen das Saarland und mit Thüringen ein weiteres östliches Bundesland.

Der Norden schneidet dagegen unterdurchschnittlich ab. Hamburg, Schleswig-Holstein und Bremen bilden gemeinsam mit Rheinland-Pfalz die Schlussgruppe.

Erfolge bei Förderprogrammen (Grafik)